Historisches Dausenau e.V. 
 

St. Kastorkirche

St. Kastorkirche

Die heute evangelische St. Kastorkirche wurde ursprünglich der Jungfrau Maria, der heiligen Maria Magdalena und dem heiligen Kastor geweiht und beherbergt mit dem romanischen Kirchturm aus dem 12. Jh. das älteste Bauwerk Dausenaus. Dendrochronologische Untersuchungen von Holz, das im zweiten und dritten Stock des Kirchturmes verbaut ist, weisen auf das Jahr 1179 als Baujahr hin. Der Turm gehörte bereits zu einer Vorgängerkirche, deren Fundamente man bei einer archäologischen Grabung im Rahmen der Innenrenovierung 1991 entdeckte. Das Rhombendach ist typisch für die Romanik im Rhein- und Maas-Gebiet.
Der frühgotische Teil der Kirche mit drei Schiffen und Chören entstand um 1312, dies ist durch dendrochronologische Untersuchungen am Dachstuhl belegt. Der Bau war vermutlich 1319 fertiggestellt, als Graf Gerlach von Nassau-Idstein am 06.06.1319 der Kirche zu Dausenau sein Haus mit dem unmittelbar an die Kirche grenzenden Garten verlieh und die Kirche 1320 das Recht auf einen eigenen Taufstein mit einem eigenen Vikar erhielt.
Spätere Zutaten sind die beiden Vorhallen vor den Eingängen (15. Jh.), die Stützpfeiler an der Südseite, sowie im Innern die Mittelempore. Spätestens im 18. Jh. ging eine am Hauptchor befindliche Sakristei der Erbauungszeit verloren, deren Grundriss 2004 archäologisch ergraben und 2005/06 im Pflaster außen sichtbar dargestellt wurde.


Blick ins Innere der Kirche

 


Das Innere

Im Innern ist die freigelegte Wand des romanischen Turmes beachtenswert. Erkennbar ist der im 14. Jh. vermauerten Eingang der Vorgängerkirche und den schlichten Ritzungen im Putz aus dem 12. Jh. (Bogen über dem Eingang und waagerechte Linien). Der ganze Turm war so gestaltet.
In dem gotischen Teil der Kirche dominieren die sechs plump wirkenden wuchtigen Säulen des Mittelschiffs, sie stehen auf den Fundamenten der romanischen Vorgängerkirche und tragen zum besonderen Charme der Kirche bei. Die Kirche zeigt mit der Farbgestaltung rot und weiß (Quadermalerei) den Einfluss des hessischen Kulturkreises. Die Architektur dagegen verweist auf eine Reihe verwandter Kirchen des Mittelrhein-Gebiets (u.a. Diez, Mayen, Montabaur). Der größte Teil der Kirche kann von dem Vorraum aus eingesehen werden, der im Sommer tagsüber zugänglich, und mit einem Gitter vom Rest der Halle abgetrennt ist.


Ausschnitt aus dem Geburtsfenster im Chorraum: Verkündigung

 


Fenster

Die 1955 eingebauten Glasmalereien in den Fenstern der Chorräume entstanden in der Marburger Werkstatt des Malers Erhardt Klonk. Die Fenster im Hauptchor stellen Episoden aus dem Leben Jesu dar (Passionsfenster, Geburtsfenster, Auferstehungsfenster).
Im linken Seitenchor sind Petrus (Vergangenheit), Paulus (Gegenwart) und Johannes (Zukunft) dargestellt, im rechten Seitenchor Georg, der Drachentöter (links) und der Erzengel Michael mit Schwert auf einer Wolke über der roten Erde als Kämpfer im Himmel.
Im südlichen Seitenschiff stellte 1972 der Maler Heinz Hindorf aus Michelstadt Szenen aus dem alten und neuen Testament gegenüber.


Wandmalereien und Tabernakeltür
Die nach der Reformation übertünchten Malereien wurden durch Pfr. Heinrich Klein 1878 wieder unter dem Putz entdeckt und konnten 1902 durch den späteren Mainzer Prof. Bruno Panitz wieder rekonstruiert werden.
Beeindruckend zeigt sich der Passionsfries im Hauptchor. Im Wechsel zwischen zwei Apostelfiguren und Szenen aus der Leidensgeschichte Jesu wird die Wandmalerei durch einen 1525 vergrößerten Wandtabernakel, in dem Abendmahlsgeräte und die Monstranz mit der Hostie aufbewahrt wurden, unterbrochen.
Die Tür des Wandtabernakels gehörte ehemals zu einem freistehenden Sakramentshäuschen. Zwischen 1400 und 1430 wurde auf der Innenseite der Tür eine Gregorsmesse aufgebracht, in Dausenau ist sie erstmals auf einer Sakramentshaustür dargestellt.
Bei den Wandmalereien oberhalb des Frieses neben den Fenstern handelt es sich um die Darstellungen der Krönung Marias und der hl. Katharina.
Im südlichen Seitenchor ist die Legende des Martyriums der Zehntausend auf dem Berg Ararat dargestellt, zwischen den Fenstern eine Heilige.
Die Gewölbemalereien im südlichen Seitenschiff zeigen das Martyrium des hl. Sebastian und das Martyrium der hl. Margaretha? oder der Heiligen Glykeria?

Gotischer Flügelaltar (Marienaltar)
Der Flügelaltar ist der einzige in der Kirche erhaltene mittelalterliche Altar. Er erhielt bei der letzten Renovierung der St. Kastorkirche 1988-1995 ein neues Altargehäuse und damit seine ursprüngliche Anordnung zurück. Die Holzfiguren stellen die drei Namenspatrone der Kirche dar:
• in der Mitte Maria als Himmelskönigin auf einer Mondsichel,
• rechts die hl. Maria Magdalena,
• links der hl. Kastor von Karden (an der Mosel) mit einem Kirchenmodell in den Händen.
Die Tafelmalereien auf der Rückseite der Flügel sind sichtbar bei geschlossenem Altar und stellen die Geburtsgeschichte Jesu dar.
Orgel
Die mit zwei Manualen, 21 Registern und 1355 Pfeifen ausgestattete Orgel wurde von der Fa. Förster & Nicolaus in Lich 2006 gebaut. Der Orgelprospekt stammt aus der von Daniel Buderus in Nassau 1842 erschaffenen Orgel.

St. Kastorkirche, Andreas & Johannes
St. Kastorkirche, Andreas & Johannes
Bild 71 - St. Kastorkirche, Fresko Sebastian-Margaretha 10x15
Bild 71 - St. Kastorkirche, Fresko Sebastian-Margaretha 10x15
Bild 11 - St. Kastorkirche, Flügelaltar geschlossen 10x15
Bild 11 - St. Kastorkirche, Flügelaltar geschlossen 10x15
Bild 10 - St. Kastorkirche, Flügelaltar offen 10x15
Bild 10 - St. Kastorkirche, Flügelaltar offen 10x15


Hinweis: Die St. Kastorkirche ist in der Regel von Ostern bis Oktober feiertags, samstags und sonntags von 14.00 Uhr – 17.00 Uhr unter Aufsicht von Ehrenamtlichen geöffnet. Wenn Sie eine Besichtigung planen, empfiehlt es sich, sich vorher anzumelden (siehe Kontaktformular).

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